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Michendorf 27.8.44
Seit dem 20.7. kreisen die Gedanken aller wohl immer wieder um dieses Ereignis. Selbst wenn man Katarakte für jede Revolution als unvermeidbar ansieht und begreift, dass alte Mächte nicht ohne weiteres abtreten wollen, so ist doch folgendes charakteristisch. Der Adel u. der Offizier sind besonders ausgezeichnet worden allein durch die Tatsache der Wiederaufrichtung der Wehrmacht. Viele Reaktivierte handelten zur Zeit der Novemberrepublik mit Stoffen, Maschinen u. Weinen. Sie stiegen zu Generälen, Feldmarschällen auf. Dem leberkranken Witzleben schenkte der Führer Villa, Fahrer, Sonderapanage neben der Pension. Er nahm alles an – und beteiligte sich an einem Banden-Attentat. Nach nihilistischer Manier russischer Zarenattentäter. Das erste Mal in der deutschen Geschichte erhoben Offiziere, d.h. Ritter, ihre Hand gegen den Obersten Kriegsherrn. Und nicht einmal in der Form, dass einer zur Pistole griff u. sich dann selbst erschoss. Nein, mit einer Heimtücke, deren konfessionell christlich-katholisch, bekenntnistreu-evangelische Voraussetzungen im Prozess selbst immer deutlicher werden. – Ein Oberstleutnant Baron Leonrod beichtet im Dezember 1943 (!) seinem Beichtvater über den geplanten Mord. Dieser beteuert vor Gericht, er hätte die Sache rein „theoretisch“ betrachtet. Er hat sie seinem Bischof, nicht dem Reich gemeldet. Der Vatikan weiss also seit einem halben Jahr Bescheid!

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