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58 Über Pinus nigra var. austriaca forma falcata.

Über Pinus nigra var. austriaca forma falcata*),
eine neue Form aus dem Göpperthain bei Breslau.

Nadeln 8—15 cm lang, stark sichelförmig und meist auch gedreht, mit
deutlich aufgesetzter, gelblicher, stechender Spitze, dunkel- bis schwärzlich-
grün (im Winter) und hellgrün in Spätsommer.

Zapfen 6—7 cm lang un bis 32 mm dick, (am 2. September) meist
glänzend grün und oft sichelförmig zur Seite gebogen; — Querleisten der
Schuppenschilder (Apophysen) stark, sharf hervortretend, bis 15 mm breit;
Nabel der Apophysen dunkelbraun un der oberen stets mit einem scharfen
Spitzchen; Oberfeld der oberen Apophysen meist flach oder doch wenig
gebogen, in der Mitte mit Ausbuchtung, in welcher sich eine kleine Erhe-
bung findet.

Standort: Breslau, in den König Wilhelm-Anlagen des Göppert-
haines, dem Eingang des zoologischen Gartens gegenüber (in der Nähe
der Diana); nur in 3 Exemplaren von etwa 10 m Höhe un 29, resp.
22 und 18 cm in Durchmesser, 1 m hoch vom Erdboden gemessen.
Zapfen erst 1902 von stärksten, dem zoologischen Garten am nächsten
stehenden Baume beobachtet. — Letzterer zeigt den Charakter der neuen
Form am auffallendsten; er erhält durch die sichelförmig gebogenen
Nadeln einen krausen Habitus der Krone. Bei den beiden anderen
Bäumen tritt dieses Aussehen weniger hervor, was vielleicht durch den
etwas beengten Standort bedingt wird. Nur einen Uebergang zu dieser
Falcata-Form fand ich in der Nähe der Göppertberges.

Auf meinen Reisen (1897 un 1898) durch Dalmatien, Herzegovina
und Bosnien
. — dem wichtigsten Verbreitungsbezirk der
Pinus nigra Arnold. — habe ich diese auffallende Form ebensowenig
beobachtet wie auch 1902 in den Neuanpflanzungen auf Lussin piccolo,
der schönen Insel, südöstlich von Pola gelegen. — In der mir zugäng-
lichen Litteratur**) finden sich keine Angeben über sichelförmige
Nadeln und Zapfen der Schwarzföhre. Auch Dr. Tscherning in Wien
bestätigt das, denn er hat die typische forma falcata weder bei
Mödling, dem klassischen Standhort Host's, noch sonstwo in Nieder-Oester-
reich beobachtet; nur an den Festungswällen von Ulm und in Schönsbusch
in Württemberg sah Dr. Tscherning kultivierte Exemplare, welch einige
Annäherung an die neue Form zeigen.

Ob sich Pinus nigra Arnold var austriaca Höss f. falcata durch den
Samen fortpflanzen lässt, werden die Kulturversuche zeigen. — Was die
Bildung der neuen Form in der Kultur veranlasst hat, lässt sich vorläufig
ebenso wenig erklären, wie auch die Thatsache, dass unter den Hun-
derten von angepflanzten Schwarzföhren im Göpperthaine und

*) Pinus nigra Arnold, 1785, Syn. P. maritima Mill., 1768 = P. Laricio Poir., 1804,
= P. nigricans Host., 1826, = P. nigra Link., 1827.
**) Ascherson-Graebner, Synopsis der mitteleuropäisehen Flora, I. S. 212, —
Beck, Flora von Nieder-Oesterreich, Südbosnien und der angrenzenden Herzegowina, S. 5, —
Beissner, Handbuch der Nadelholzkunde, S. 241 etc. etc.

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