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114 Die Elektrizität im Gartenbau.

Die Elektrizität im Gartenbau mit besonderer Berücksichtigung
der elektrischen Heizung.
Vortrag, gehalten im Verein z. B. d. G. in Berlin am 19. Dezember 1901.
Von Franz Bluth, Gross-Lichterfelde.

Wenn ich hier einen Vortrag übernommen habe, so Wollte ich eigentlich
nichts weiter als meine Erfahrungen auf dem Gebiete der Elek-
trizität mitteilen, muss aber bezüglich der elektrischen Heizung gleich
vorweg bemerken, dass es richtiger gewesen, wäre, mit dem Bericht
darüber noc etwas zu warten, denn die Sache is noch nicht abge-
schlossen, und Probieren geht über Studieren. Oft aber is es nötig,
dass man erst studiert und dann probiert. Die Regieruug befürchtet,
dass die Gärtner zu viel Kapital in ihre Gärtnerei stecken; das mag in
einzelnen Fällen richtig sein, in allgemeinen muss aber auch der prak-
tische Gärtner Versuche machen, wenn er nicht zurückbleiben will, und
bezüglich seiner Gewächschaus-Einrichtungen muss er sein eigener Schmied,
Maurer und Heiztechniker sein. Die Wissenschaft der Heiztechnik lässt
manche praktische Sachen aus dem Auge, und ich bin überzeugt, dass
das bei der elektrischen Heizung auch so gehen wird.

Bezüglich der Anwendung der Elektrizität erinnere ich daran, dass
zuerst auf der Berliner Gewerbeausstellung 1879 uns von Siemens &
Halske ein elektrischer Strassenbahnwagen vorgeführt wurde, noch ganz
primitiv. Für 10 Pfennige konnte man da ein kleines Stückchen fahren,
jetzt fährt man für dasselbe Geld durch ganz Berlin.

Damals fingen die Gärtner auch an, den Einfluss des elektrischen
Lichts auf die Pflanzen zu verfolgen; aber die Sache hatte mehr ein
wissenschaftliches Interesse als ein praktisches; denn ob z. B. Erdbeeren
bei elektrischer Beleuchtung 24—36 Stunden eher reifen als nicht be-
lichete, ist für die Praxis ziemlich wertlos.

Man hat auch sonstige interessante Versuche mit elektrischem
Licht an Pflanzen ausgeführt, die wissenschaftlich von hohem Interesse
sind; man hat ferner versucht, elektrische Ströme in die Erde zu leiten,
um die Nährstoffe leichter löslich zu machen, event, die Pflanzenwurzeln
selber zu grösserer Thätigkeit anzuregen. (Es ist ürigens nicht unmög-
lich, dass, wenn wir ein Dungbeet herstellen, nicht blos die Wärme direkt
wirkt, sondern die Wärme die Stoffe leichter zersetzt.)

Das elektrische Licht für Gewächshäuser wandte im grossen zuerst
Emil Liebig in Dresden an, der seine Gärtnerei elektrisch erleuchten
liess, was damals noch eine kostspielige Sache war. Heute wäre wohl
zu überlegen, ob man seinem Beispiel nicht mehr folgen sollte. Unser
Arbeitslohn wird teurer, unsere gärtnerischen Leistungen müssen besser
bezahlt werden, wenn wir überhaupt noch in Gärtnereien arbeiten sollen.
Da fragt es sich, ob man nicht auch die Ziet besser ausnutzen kann
und bei trüben Tagen oder im Winter, wo jetzt so früh Feierabend ge-
macht werden muss, noch einige Stunden bei elektrischer Beleuchtung
arbeiten könnte. Es giebt eine Menge Arbeiten, die sich sehr gut dabei
ausführen lassen. Seidel, sowie Helbig in Dresden sind bereits damit

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