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flores forma et colore insignes, insectorum imagines non raro referentes.
Lin. Gen. plant. ed. Spr. n. 3307. Rich. Orch. Eur. l. c. p. 48. Reich. Fl. Germ. exc. p. 128.
Adn. Genus eximium, cum Orchidibus veris centrum huius sectionis exhibens. A generibus proxime affinibus germine recto (non contorto), labello mutico et antherae loculis discretis recedit.
EXPLICATIO FIGURARUM.
1. Ophrys myodes L. magn. nat. 2. Alabastrum cum bractea a latere visum. 3. Idem reflexis laciniis lateralibus del. ut labellum inflexum a dorso conspiciatur. 4. Flos a fronte visus. 5. Idem, magn. auctus. 6. Gynostemium et sitgma [stigma]. 7. Pollinarium. 8. Idem, magn. magis auctum. 9. Germen cum bractea et laciniis perianthii externi. 10. Sectio eius transversalis. 11. Capsula matura, magn. nat. 12. Eadem, magn. aucta. 13. Valvula capsulae cum spermophoro, magn. nat. 14. Eadem, magn. aucta. 15. Sectio capsulae transversalis. 16. Semen, magn. auctum. 17. Idem, magis auctum. 18. Radix, magn. nat. 19. Flos. Ophr. fuciflorae Hall. magn. nat.
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Separatabzug aus den Verhandlungen des botanischen Vereins der Provinz Brandenburg.
XIX.
Herr P. Ascherson legte einige neuerdings bekannt gewordene, seltnere und neue Arten der märkischen Flora vor (Vgl. Sitzb. d. Bot. Ver. 1877. S. 80) und besprach hierauf unter Vorlage von getrockneten Exemplaren und zweier sorgfältig nach der Natur angefertigten Farbenskizzen von Herrn F. Kurtz1) einen bisher aus Deutchland nicht bekannten Bastard von Ophrys aranifera Huds. und O. fuciflora (Seg.) Rchb.
Am 10. Mai 1877 hatte Vortr. die Freude, die ausgezeichnete Sammlung europäischer Orchideen in voller Blüthe [Blüte] zu sehen, welche Herr W. Lauche mit dem Erfolge, der seine mit umfassender Sachkenntniss [Sachkenntnis] geleiteten und von nie verlöschender Liebe zur Sache getragenen Bestrebungen stets begleitet, in Cultur [Kultur] erhält. Unter den zahlreichen OphrysFormen, welche er zum Theil [Teil] selbst ihren natürlichen Standorten in Thüringen entnommen hatte, machte Herr Lauche den Vortr. auf einige aufmerksam, die ihm zu keiner der beschriebenen Arten zu gehören schienen, und für die er daher den Verdacht einer hybriden Abstammung von den benach- [benachbarten]
1) Dieselben sind, nebst einer von Herrn W. Lauche's Meisterhand herrührenden Abbildung der ganzen Pflanze, auf Tafel VI. der Monatsschr. des Vereins zur Bef. des Gartenbaues in den Kgl. Preuss. Staaten, Oct. 1878 veröffentlicht, woselbst sich eine inhaltreiche Mittheilung [Mitteilung] des Herrn W. Lauche über die Cultur [Kultur] europäischer Orchideen findet.
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barten [benachbarten] Arten O. muscifera Huds., O. aranifera Huds. und O. fuciflora (Seg.) Rchb. (= arachnites Murr.) aussprach. Die weitere, genauere Ermittelung [Ermittlung] des Sachverhalts übertrug er mit schon so oft erprobter Freundlichkeit dem Vortr., welcher sich bald mit Genugthuung [Genugtuung] überzeugte, dass Herrn Lauche's Deutungen vollkommen gegründet waren. Von den dem Vortr. übergebenen drei Formen erwies sich die eine als ein Bastard von O. muscifera und O. aranifera, der am nächsten der von G. Reichenbach in seiner classischen [klassischen] Ikonographie der europäischen Orchideen (Icones florae germ. et helv. Vol. XIII. XIV. pag. 79 tab. 113 I.) beschriebenen und abgebildeten O. hybrida Pokorny zu stehen scheint. Die beiden anderen, einander sehr ähnlichen Formen sind unzweifelhaft aus einer Kreuzung der O. aranifera mit O. fuciflora hervorgegangen; einen Bastard dieses Ursprungs fand Vortr. damals in der von ihm zu Rathe [Rate] gezogenen Litteratur [Literatur] nicht beschrieben, bis ihm unmittelbar vor dem Drucke dieser Mittheilung [Mitteilung] durch die Güte der Herren Dr. P. Magnus und Dr. Bonnet eine ebenso seltene als werthvolle [wertvolle] kleine Schrift bekannt wurde: Recherches sur quelques Orchidées des environs de Toulon1), par M. Ch. Grenier. Extrait des Mémoires de la Société d'Emulation du Doubs 1859. In dieser Abhandlung, in der der verstorbene hochverdiente französische Florist eine Anzahl Orchideen nach lebenden Exemplaren, die ihm der damalige Director [Direktor] des »Jardin botanique de la marine impériale à St. Mandrier, près de Toulon-sur-Mer« Mr. Philippe übersandte, beschrieben hat, findet sich p. 9 eine Ophrys arachnitiformis Gren. et Phil. aufgestellt, welche, wie wir weiter unten sehen werden, dem von Herrn Lauche cultivirten [kultivierten] Bastarde so nahe steht, dass einen gleichen Ursprung für dieselbe vorauszusetzen wohl nicht zu gewagt erscheint.
Ausser [Außer] O. hybrida, welche Pokorny am Bisanberge bei Wien 1846 entdeckte, sind in dem erwähnten Werke von G. Reichenbach noch zwei andere Bastardformen der genannten drei Arten aufgeführt: O. apicula J. C. Schmidt (l. c. p. 79 tab. 102. fig. 6—9), ebenfalls aus der Kreuzung von O. muscifera und O. aranifera entstanden, vom Autor bei Holderbach im Canton [Kanton] Aargau 1832 aufgefunden, und O. devenensis Rchb. fil. (l. c. p. 87 tab. 102 nebst fig. 1—4), ein von dem gefeier- [gefeierten]
1) Nicht Toulouse, wie Nyman (Syll. fl. eur. suppl. p. IV) unrichtig citirt (zitiert).
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ten [gefeierten] Monographen der Familie bei Les Devens bei Bex im Kanton Waat 1843 zwischen O. muscifera und O. fuciflora beobachteter Bastard.
Die Gattung Ophrys zeichnet sich vor den übrigen, unter einander sehr nahe verwandten Gattungen der Gruppe, welche ihren Namen führt, noch mehr durch das eigenthümliche [eigentümliche] Aussehen ihrer Blüthen [Blüten] aus, als durch das technische Merkmal der zwei getrennten Beutelchen (bursiculae), in welche die Stieldrüsen der Pollenmassen, die sog. retinacula, eingeschlossen sind. Diese Blüthen [Blüten] zeigen eine auffallende Aehnlichkeit [Ähnlichkeit] mit manchen Insekten (in Linné's [Linnés] Sinne), eine Aehnlichkeit [Ähnlichkeit], die von altersher [alters her] auch in der Nomenclatur [Nomenklatur] ihren Ausdruck gefunden hat. Linné sah alle Arten, welche jetzt allgemein (z. B. in Reichenbach's [Reichenbachs] Werke) zu Ophrys gerechnet werden, als Formen einer Art, O. insectifera, an; seine übrigen Ophrys- Arten gehören grösstentheils [größtenteils] nicht einmal zu der heutigen Tribus der Ophrydeen.
Unter den jetzigen Benennungen und Synonymen von Arten und Formen sind die Namen apicula, apifera, arachnites, arachnoides, araneola, aranifera, bombifera, bombyliflora, bremifera, crabronifera, fucifera, fuciflora, muscaria, muscifera, myodes, oestrifera, sphegifera, tabanifera, tenthredinifera, vespifera (die gesperrt gedruckten sind von Reichenbach für Arten angenommen) aus der Entomologie, nur der Name Scolopax einem weniger gerechtfertigten Vergleiche aus der Ornithologie entlehnt. Diese Insekten - Aehnlichkeit [Ähnlichkeit], welche selbst dem ungeübten Auge des Anfängers die Zugehörigkeit zu dieser Gattung sofort verräth [verrät] (höchstens die Serapias-Arten erinnern einigermaassen [einigermaßen] in ihren Blüthen [Blüten] an unsere Gattung, sind aber habituell durch die grossen [großen] gefärbten Tragblätter der Blüthen [Blüten] leicht zu unterscheiden), wird namentlich durch die eigenthümliche [eigentümliche] braune, rothe [rote] oder gelbliche Färbung und sammetartige Behaarung der Lippe (labellum) hervorgebracht, die unverkennbar an den behaarten Hinterleib vieler Insekten, namentlich Hymenoptera, erinnert. Noch thierähnlicher [tierähnlicher], so zu sagen, erscheinen die in der Regel auf dieser Lippe befindlichen kahlen Stellen, deren oft bläulich - graue Farbe und glänzende Oberfläche an die geschorene Haut langhaariger Thiere [Tiere], z. B. eines schwarzen Pudels, erinnert. Für die einzelnen Arten sind diese kahlen Stellen (signa, liturae)