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[musical example]
Hier bei dem NB wird die leere Saite gestrichen und die bedeckten Töne mit dem ersten Finger gegriffen
und mit dem vierten geschnellt.
§10.
DAS FLAGEOLET-SPIEL IN EINFACHEN TÖNEN.
Die Vortheile, die dasselbe gewährt, habe ich mit wenig Worten in der Einleitung herausgehoben und mit Gewissheit
kann man behaupten, dass Paganini seine eminente Sicherheit und Reinheit auf der Violine sich vorzüglich
durch das Flageolet-Spiel angeeignet hat, indem er darin eine unglaubliche Fertigkeit besitzt und zwar
sowohl einfach wie doppelt, in langsame Sätzen und geschwinden Passagen, ohne dass ihm ein einziger Ton versagt.
Abgesehen von jenen Vortheilen lassen sich auch damit gewisse Sätze ganz leicht spielen, die ohne dasselbe
unmöglich sind z.E. No. 1; andere werden dadurch leicht und sicher No. 2.
No. 1. [musical example]
No. 2. [musical example]
Nach allem Aungeführten bleibt es wirklich unbegreiflich, dass man das Flageolet-Spiel in der neuern Zeit
so gänzlich unbeachtet gelassen hat, obgleich nicht zu läugnen ist, dass Manchen hauptsächlich wohl auch die
Schwierigkeit und die Scheu vor zu grosser Mühe beim Hervorbringen dieser Töne abgeschreckt haben mag.
Allein die Sache ist nicht so schwer, als viele sie sich vielleicht vorstellen. Im Grunde genommen ist hier
bei einfacher Scala nur der Unterschied zwischen dem gewöhnlichen Spiele und dem der Flageolet-Töne,
dass bei jenem die Finger fest und bei diesem zum Theil lose aufliegen. Bei Doppeltönen häufen sich jedoch
die Schwierigkeiten, weil man sehr oft zur Hervorbringung zweier Töne vier Finger nöthig hat. Ein
wesentlicher Unterschied bei dem Greifen der Flageolet-Töne ist der, dass dieselben immer um ein weniges
höher genommen werden müssen, als die gewöhnlichen Töne, indem bei jenen nur die Saite mit der äussersten
Rundung des Fingers sanft berührt wird, bei diesen durch die ganze Breite und durch den festen Druck
desselben die Spannung vergrössert wird. Allein auch sogar dieses hat sein Nützliches, indem die linke
Hand dadurch die grössten Feinheiten im Greifen genau zu unterscheiden lernt, was besonders bei dem
gewöhnlichen Spiel in den hohen Tönen am Ende des Griffbretts, nahe am Steege so nöthig ist.
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