The Scientific Notebooks of German Orchidologist Friedrich Wilhelm Ludwig Kränzlin

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[Descriptions of orchid genera] [manuscript], 1880-1908. Manuscript 11

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XIII

wärts [rückwärts] gebogene Lippe, welche an der Spitze ein aufwärts gekrümmtes, kahles, vorn dreizahniges Anhängsel trägt. Am Grunde der Lippe befindet sich in der Regel jederseits ein hornähnlicher, gerade vorwärts gerichteter behaarter Höcker; bei O. aranifera genuina Rchb. fil. fehlen diese Höcker, die auch bei unseren Bastardformen nicht vorhanden sind, während sie z. B. die ebenso wie die Hauptform verbreitete var. fucifera (Sm.) Rchb. fil. besitzt. Die grünlich - gelben kahlen Stellen haben meist die Gestalt eines H, welches mindestens so breit als hoch ist und unter dem sich häufig noch ein kahler Querstreifen oder auch zwei rundliche kahle Flecke befinden, wie sie auch an einer der beiden von Herrn Lauche cultivirten [kultivierten] Bastardpflanzen erscheinen.

Bei unserem Bastarde sind die Sepala grünlich-weiss [weiß], die seitlichen Petala, welche halb so gross [groß] als die Sepala oder etwas grösser [größer] und zungenförmig sind, gelblich-grün, besonders am Rande etwas sammetartig papillös, die Lippe ist an den Rändern ziemlich stark zurückgerollt und trägt an der Spitze ein gerade vorwärts gerichtetes, zwar kleines aber deutliches, spitzes Anhängsel. Die kahlen Stellen sind lila, gelblich berandet. Es liegen von diesem Bastarde zwei nur wenig verschiedene Formen vor. Bei der einen, welche eine der O. aranifera etwas nähere Form darstellt, sind die seitlichen Petala schmäler, länger und mehr gelblich - grün, die Lippe und ihre kahlen Stellen etwas mehr in die Länge gezogen, während bei der anderen, die sich der O. fuciflora etwas mehr nähert, die seitlichen Petala mehr weisslich [weißlich], breiter und kürzer, die Lippe und die kahlen Stellen mehr in die Breite gezogen sind. Beide Formen sind durch die Bildung der seitlichen Petala auffallend von O. fuciflora, durch das Anhängsel an der Spitze der Lippe von allen Formen der O. aranifera verschieden. Die Grenier-Philippe'sche Pflanze, von der Vortr. durch die Freundlichkeit des Herrn Dr. Bonnet ein OriginalExemplar aus dem Pariser Museum erhielt, stimmt in allen wesentlichen Merkmalen u. a. "divisions périgoniales intérieures de moitié plus petites [que les extér.], labelle muni en avant dans l'échancrure d'un appendice court, glabre et porrigé", mit den hier abgebildeten Formen überein. Unterschiede sind nur in weniger wichtigen Merkmalen zu finden. Die seitlichen Petala sind etwas breiter und kürzer, und die

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entworfenen Figuren 1 u. 2 abgebildet sind. Bei der einen (Fig. 1 ), welche eine der O. aranifera etwas nähere Form darstellt, der auch das von Herrn W. Lauche's Meisterhand in natürlicher Grösse abgebildete Exemplar angehört, sind die seitlichen Petala schmäler, länger und mehr gelblich-grün, die Lippe und ihre kahlen Stellen etwas mehr in die Länge gezogen, während bei der auf Fig. 2 dargestellten Pflanze, die sich der O. fuciflora etwas mehr nähert, die seitlichen Petala mehr weisslich, breiter und kürzer, die Lippe und die kahlen Stellen mehr in die Breite gezogen sind. Beide Formen sind durch die Bildung der seitlichen Petala auffallend von O. fuciflora, durch das Anhängsel an der Spitze der Lippe von allen Formen der O. aranifera verschieden. Die Grenier-Philippe'sche Pflanze, von der ich durch die Freundlichkeit des Herrn Dr. Bonnet ein Original-Exemplar aus dem Pariser Museum erhielt, stimmt in allen wesentlichen Merkmalen u. a. "divisions périgoniales intérieures de moitié plus petites [que les extér.], labelle muni en avant dans l'échancrure d'un appendice court, glabre et porrige", mit den hier abgebildeten Formen überein. Unterschiede sind nur in weniger wichtigen Merkmalen zu finden. Die seitlichen Petala sind etwas breiter und kürzer, und die nicht ganz fehlende papillöse Bekleidung ihrer Ränder so unscheinbar, dass Grenier sie glabres nennt; ihre Farbe ist vom Autor nicht angegeben, scheint aber nach dem trocknen Exemplar grünlich zu sein. An diesem Exemplar finden sich an der Lippe zwei sehr starke Höcker, doch unterscheidet Grenier 3 Formen: α. cornuta mit langen, β. mammosa mit kurzen, γ. explanata ohne Höcker. Grenier und Philippe haben für ihre Pflanze den Verdacht der Hybridität nicht ausgesprochen, welchen an Ort und Stelle zu prüfen ist. Für die hier abgebildete Pflanze kann ich nach Vergleich mit den angenommenen Stamm-Arten an der Richtigkeit von Herrn Lauche's Annahme hybrider Abstammung nicht zweifeln. Bei der Geringfügigkeit der oben erwähnten Merkmale, welche die französische Pflanze von der von Herrn Lauche kultivirten trennen (bei Bastarden kann ja ohnehin eine völlige Identität zweier an verschiedenen Orten und zu zwei verschiedenen Zeiten entstandenen Formen nicht erwartet werden), hielt ich es vorläufig für weniger gewagt, letztere als Form der ersteren unterzuordnen, als sie durch eine eigene Benennung für wesentlich verschieden zu erklären.

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