The Scientific Notebooks of German Orchidologist Friedrich Wilhelm Ludwig Kränzlin

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Pages That Mention Grenier, Ch.

[Descriptions of orchid genera] [manuscript], 1880-1908. Manuscript 11

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barten [benachbarten] Arten O. muscifera Huds., O. aranifera Huds. und O. fuciflora (Seg.) Rchb. (= arachnites Murr.) aussprach. Die weitere, genauere Ermittelung [Ermittlung] des Sachverhalts übertrug er mit schon so oft erprobter Freundlichkeit dem Vortr., welcher sich bald mit Genugthuung [Genugtuung] überzeugte, dass Herrn Lauche's Deutungen vollkommen gegründet waren. Von den dem Vortr. übergebenen drei Formen erwies sich die eine als ein Bastard von O. muscifera und O. aranifera, der am nächsten der von G. Reichenbach in seiner classischen [klassischen] Ikonographie der europäischen Orchideen (Icones florae germ. et helv. Vol. XIII. XIV. pag. 79 tab. 113 I.) beschriebenen und abgebildeten O. hybrida Pokorny zu stehen scheint. Die beiden anderen, einander sehr ähnlichen Formen sind unzweifelhaft aus einer Kreuzung der O. aranifera mit O. fuciflora hervorgegangen; einen Bastard dieses Ursprungs fand Vortr. damals in der von ihm zu Rathe [Rate] gezogenen Litteratur [Literatur] nicht beschrieben, bis ihm unmittelbar vor dem Drucke dieser Mittheilung [Mitteilung] durch die Güte der Herren Dr. P. Magnus und Dr. Bonnet eine ebenso seltene als werthvolle [wertvolle] kleine Schrift bekannt wurde: Recherches sur quelques Orchidées des environs de Toulon1), par M. Ch. Grenier. Extrait des Mémoires de la Société d'Emulation du Doubs 1859. In dieser Abhandlung, in der der verstorbene hochverdiente französische Florist eine Anzahl Orchideen nach lebenden Exemplaren, die ihm der damalige Director [Direktor] des »Jardin botanique de la marine impériale à St. Mandrier, près de Toulon-sur-Mer« Mr. Philippe übersandte, beschrieben hat, findet sich p. 9 eine Ophrys arachnitiformis Gren. et Phil. aufgestellt, welche, wie wir weiter unten sehen werden, dem von Herrn Lauche cultivirten [kultivierten] Bastarde so nahe steht, dass einen gleichen Ursprung für dieselbe vorauszusetzen wohl nicht zu gewagt erscheint.

Ausser [Außer] O. hybrida, welche Pokorny am Bisanberge bei Wien 1846 entdeckte, sind in dem erwähnten Werke von G. Reichenbach noch zwei andere Bastardformen der genannten drei Arten aufgeführt: O. apicula J. C. Schmidt (l. c. p. 79 tab. 102. fig. 6—9), ebenfalls aus der Kreuzung von O. muscifera und O. aranifera entstanden, vom Autor bei Holderbach im Canton [Kanton] Aargau 1832 aufgefunden, und O. devenensis Rchb. fil. (l. c. p. 87 tab. 102 nebst fig. 1—4), ein von dem gefeier- [gefeierten]

1) Nicht Toulouse, wie Nyman (Syll. fl. eur. suppl. p. IV) unrichtig citirt (zitiert).

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nicht ganz fehlende papillöse Bekleidung ihrer Ränder so unscheinbar, dass Grenier sie glabres nennt; ihre Farbe ist vom Autor nicht angegeben, scheint aber nach dem trocknen Exemplar grünlich zu sein. An diesem Exemplar finden sich an der Lippe zwei sehr starke Höcker, doch unterscheidet Grenier 3 Formen; α. cornuta mit langen, β. mammosa mit kurzen, Ɣ. explanata ohne Höcker. Grenier hat für seine Pflanze den Verdacht der Hybridität nicht ausgesprochen, welcher an Ort und Stelle zu prüfen ist. Für die hier abgebildete Pflanze kann Vortr. nach Vergleich mit den angenommenen Stamm-Arten an der Richtigkeit von Herrn Lauche's [Lauches] Annahme hybrider Abstammung nicht zweifeln. Bei der Geringfügigkeit der oben erwähnten Merkmale, welche die französische Pflanze von der von Herrn Lauche cultivirten [kultivierten] trennen (bei Bastarden kann ja ohnehin eine völlige Identität zweier an verschiedenen Orten und in verschiedenen Zeiten entstandenen Formen nicht erwartet werden), scheint es dem Vortr. indess [indes] vorläufig weniger gewagt, letztere als Form der ersteren unterzuordnen, als sie durch eine eigene Benennung für wesentlich verschieden zu erklären.

Wenn wir schliesslich [schließlich] noch Ophrys arachnitiformis nach alter Sitte durch eine lateinische Diagnose charakterisiren [charakterisieren] wollen, so würde sie, dem Vorbilde der Reichenbach'schen sich anschliessend [anschließend], etwa folgendermaassen [folgendermaßen] lauten:

Ophrys arachnitiformis Gren. et Phil. (aranifera × fuciflora).

Perigonii phyllis lateralibus internis ligulatis elongatis margine parce papilloso-velutinis, labello oblongo - obovato margine revoluto convexo, signis fere aeque latis ac longis, appendice minuta porrecta acuta.

Weiteren Nachforschungen bleibt es vorbehalten, zu ermitteln, ob nicht auch Ophrys exaltata Ten. den beschriebenen Bastardformen nahe steht oder gar mit denselben zusammenfällt. Reichenbach fil. (l. c. p. 92) betrachtet die vom Autor (Fl. Nap. II p. 306 tab. 96) beschriebene und abgebildete Pflanze als eine zweifelhafte, der O. aranifera sehr nahe stehende Art, hat aber von Gussone unter diesem Namen Ophrys hiulca v. Sprun. (sowie schon früher sein Vater von Tenore selbst O. fuciflora) erhalten. Grenier (l. c. p. 7) beschreibt als Ophrys exaltata Ten. eine Pflanze, deren Blüthen [Blüten] durch ihre Grösse [Größe] und die weisse [weiße], oder selbst blass-rosenrothe [rosenrote] Färbung

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unzweifelhaft aus einer Kreuzung der O. aranifera mit O. fuciflora hervorgegangen; einen Bastard dieses Ursprungs fand ich in der von mir zu Rate gezogenen Litteratur nicht beschrieben, bis mir ganz vor kurzem durch die Güte der Herren Dr. P. Magnus und Dr. Bonnet eine ebenso seltene als wertvolle kleine Schrift bekannt wurde: Recherches sur quelques Orchidées des environs de Toulon, par M. Ch. Grenier. Extrait des Mémoires de la Société d'Emulation du Doubs 1859. In dieser Abhandlung, in der der verstorbene hochverdiente französische Florist eine Anzahl Orchideen nach lebenden Exemplaren, die ihm der damalige Direktor des "Jardin botanique de la marine impériale à St. Mandrier, près de Toulonsur- Mer", Mr. Philippe, übersandte, beschrieben hat, findet sich p. 9 eine Ophrys arachnitiformis Gren. et Phil. aufgestellt, welche, wie wir weiter unten sehen werden, dem von Herrn Lauche kultivirten Bastarde so nahe steht, dass einen gleichen Ursprung für dieselbe vorauszusetzen wohl nicht zu gewagt erscheint.

Ausser O. hybrida, welche Pokorny am Bisamberge bei Wien 1846 entdeckte, sind in dem erwähnten Werke von G. Reichenbach noch zwei andere Bastardformen der genannten drei Arten aufgeführt: O. apicula J. C. Schmidt (l. c. p. 79 tab. 102. fig. 6—9), ebenfalls ans der Kreuzung von O. muscifera und O. aranifera entstanden, vom Autor bei Holderbach im Kanton Aargau 1832 aufgefunden, und O. devenensis Rchb. fil. (l. c. p. 87 tab. 102 nebst fig. 1—4), ein von dem gefeierten Monographen der Familie bei Les Devens bei Bex im Kanton Waat 1843 zwischen O. muscifera und O. fuciflora beobachteter Bastard.

Die Gattung Ophrys zeichnet sich vor den übrigen, unter einander sehr nahe verwandten Gattungen der Gruppe, welche ihren Namen führt, noch mehr durch das eigentümliche Aussehen ihrer Blüten aus, als durch das technische Merkmal der zwei getrennten Beutelchen (bursiculae), in welche die Stieldrüsen der Pollenmassen, die sog. retinacula, eingeschlossen sind. Diese Blüten zeigen eine auffallende Aehnlichkeit mit manchen Insekten (in Linne's Sinne), eine Aehnlichkeit, die von altersher auch in der Nomenklatur ihren Ausdruck gefunden hat. Linné sah alle Arten, welche jetzt allgemein (z. B. in Reichenbach's Werke) zu Ophrys gerechnet werden, als Formen

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entworfenen Figuren 1 u. 2 abgebildet sind. Bei der einen (Fig. 1 ), welche eine der O. aranifera etwas nähere Form darstellt, der auch das von Herrn W. Lauche's Meisterhand in natürlicher Grösse abgebildete Exemplar angehört, sind die seitlichen Petala schmäler, länger und mehr gelblich-grün, die Lippe und ihre kahlen Stellen etwas mehr in die Länge gezogen, während bei der auf Fig. 2 dargestellten Pflanze, die sich der O. fuciflora etwas mehr nähert, die seitlichen Petala mehr weisslich, breiter und kürzer, die Lippe und die kahlen Stellen mehr in die Breite gezogen sind. Beide Formen sind durch die Bildung der seitlichen Petala auffallend von O. fuciflora, durch das Anhängsel an der Spitze der Lippe von allen Formen der O. aranifera verschieden. Die Grenier-Philippe'sche Pflanze, von der ich durch die Freundlichkeit des Herrn Dr. Bonnet ein Original-Exemplar aus dem Pariser Museum erhielt, stimmt in allen wesentlichen Merkmalen u. a. "divisions périgoniales intérieures de moitié plus petites [que les extér.], labelle muni en avant dans l'échancrure d'un appendice court, glabre et porrige", mit den hier abgebildeten Formen überein. Unterschiede sind nur in weniger wichtigen Merkmalen zu finden. Die seitlichen Petala sind etwas breiter und kürzer, und die nicht ganz fehlende papillöse Bekleidung ihrer Ränder so unscheinbar, dass Grenier sie glabres nennt; ihre Farbe ist vom Autor nicht angegeben, scheint aber nach dem trocknen Exemplar grünlich zu sein. An diesem Exemplar finden sich an der Lippe zwei sehr starke Höcker, doch unterscheidet Grenier 3 Formen: α. cornuta mit langen, β. mammosa mit kurzen, γ. explanata ohne Höcker. Grenier und Philippe haben für ihre Pflanze den Verdacht der Hybridität nicht ausgesprochen, welchen an Ort und Stelle zu prüfen ist. Für die hier abgebildete Pflanze kann ich nach Vergleich mit den angenommenen Stamm-Arten an der Richtigkeit von Herrn Lauche's Annahme hybrider Abstammung nicht zweifeln. Bei der Geringfügigkeit der oben erwähnten Merkmale, welche die französische Pflanze von der von Herrn Lauche kultivirten trennen (bei Bastarden kann ja ohnehin eine völlige Identität zweier an verschiedenen Orten und zu zwei verschiedenen Zeiten entstandenen Formen nicht erwartet werden), hielt ich es vorläufig für weniger gewagt, letztere als Form der ersteren unterzuordnen, als sie durch eine eigene Benennung für wesentlich verschieden zu erklären.

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