The Scientific Notebooks of German Orchidologist Friedrich Wilhelm Ludwig Kränzlin

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[Descriptions of orchid genera] [manuscript], 1880-1908. Manuscript 10

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XXVII. Sobralia Elisabethae, eine neue Species der Orchideen. Von Herrn Robert Schomburgk.

Hierzu Tafel I. und II.

Der im Jahre 1835 von der geographischen Gesellschaft in London entworfene Plan, Guiana wissenschaftlich untersuchen zu lassen, wurde nicht nur von der brittischen Regierung genehmigt, sondern auch unterstützt.

Mir war der ehrenvolle Auftrag geworden, die hiezu bestellte Expedition zu leiten.

Der erste Versuch, den ich noch im Oktober desselben Jahres machte, den Essequibo zu untersuchen, scheiterte in so fern, als ich durch Mangel an Lebensmitteln und die eintretende Regenzeit behindert war, seine Quellen zu erreichen, wodurch ich genöthigt wurde, im April 1836 nach Demerara zurückzugehen.

Nicht viel glücklicher 1836 - 1837 bei dem zweiten Unternehmen, welches die Untersuchung des Corentyn zum Zweck hatte, wurde ich durch die feindlichen Gesinnungen der Cariben gezwungen, von meinem Vorhaben abzulassen, kehrte nach Berbice zurück, um bei dem Auffahren des Flusses gleiches Namens vielleicht die Gebirgskette zu erreichen, welche die Quellen des Essequibo vermuthen ließ; kaum hatten wir nach unsäglicher Mühe den vierten Grad nördlicher Breite erreicht, so wurden wir wiederum durch den Mangel an Mundvorrath (unsere tägliche Rationen waren bereits auf neun Unzen Reis beschränkt) zur Rückkehr nach der Colonie gezwungen.

Im September 1837 verließ ich Demerara zum dritten Male und hatte Ende December desselben Jahres die Freude, die Brittische Flagge auf einen der Bäume zu pflanzen, welche die Quellen des Essequibo umgeben; ich hielt mich eine Zeit lang im Inneren des Landes auf und besuchte die brasilianische Granzfestung San Joaquina und den Rio Branco.

Schon waren die ersten Eindrücke des Naturgenusses verwischt; was einst mich in Entzücken versetzt hatte, konnte ich jetzt mit Gleichgültigkeit ansehen; da führte mich mein Pfad

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nach jener kleinen Gebirgskette, die, sich von der Sierra Parime absondernd, Guiana von Westen nach Osten durchzieht und in der Geographie unter dem Namen der Sierra Pacaraima bekannt ist.

Unsere Führer, die kupferfarbenen Indier, scheueten die Berge und zogen den Umweg im Thale vor; nachdem wir seit mehreren Tagen in den Thälern gewandert waren, kehrten wir uns zuletzt dem Norden zu und mit dieser Richtung begann das Aufwärtssteigen.

Die Felsen, welche sich bisher unseren Augen zeigten, bestanden aus körnigem Granit, Gneiß und Trapp; vor uns lag ein Gebirgsrücken, welcher seine Bildung einer andern Felsart zu danken schien. Es waren Sandsteingebirge: diese überschreitend, gelangten wir auf ein Tafelland, welches nur hin und wieder wogende Hügel oder schlängelnde Bäche, die ihre Gewässer dem mächtigen Orinoco zutrugen, unterbrachen.

Der Anblick der Landschaft war äußerst lieblich, aber mehr noch interessirte mich die Pflanzenwelt, deren Reichthum mich in Erstaunen setzte und die mit jedem Schritte mir Neues darbot.

Jetzt eröffnete sich die Aussicht nach Norden, wir erblickten Roreima mit seinen rothen Felsenwänden in blauer Ferne; der sandigeBoden [sandige Boden], den wir betraten, mit einer eigenthümlichen Flor bekleidet, ausSträuchern [aus Sträuchern] bestehend, welche mit beinahe nadelförmigen lederartigenBlättern [lederartigen Blättern] und rosenähnlichen Blüthen geziert waren, erinnerte an eine andere Zone. Wir glaubten uns unter die Proteaceen und Myrtaceen von Neu-Holland versetzt; doch so interessant auch diese seltsame Vegetation für mich war, die Freude über dieselbe wurde bei weitem übertroffen, als ich jetzt eine Anzahl lilienartiger Blumen gewahrte, die, von langen schlanken Stengeln getragen, wie Sterne am reinen Abendhimmel glänzten und dabei einen Wohlgeruch verbreiteten, der Alles übertraf, was je duftartig unsere Sinne erfreut hatte. Ich fühlte mich tief durchdrungen von dem Gefühl der stillen Genüsse der Natur: ich eilte in der Nähe zu bewundern, was mich bereits in der Entfernung entzückt hatte.

In Mehrzahl erheben sich aus dem Wurzelstock einfache Stengel in einer Höhe von zehn bis zwölf Fuß. Sanft vom Winde bewegt, mit Blumen geschmückt, die in der Ferne schon jene großartigen Eindrücke verursacht hatten, verkündigte das herrliche Pflanzenbild bei näherer Anschauung in dem Bau der zierlichen Organe und ihrer ganzen Gestaltung, daß sie zu den Orchideen gehöre, einer Pflanzenfamilie, mit deren Blumen nach Aussage des Rumph, in Ostindien nur Fürstinnen und Frauen vom höchsten Range sich schmücken und die, in Südamerika, als Zeichen der größten Achtung bei feierlichen Gelegenheiten übereeicht [überreicht] werden.

Eine genaue Untersuchung dieses Gewächses erwies, daß es eine neue Species der von Ruiz und Pavon aufgestellten Gattung Sobralia ist, welche mit vollem Recht von Endlicher und Pöppig unter der Arethuseen, eine Unterordnung der Orchideen versetzt wird und mit Epistephium Humboldt und Kunth, von der sie sich durch den Mangel des becherartigen bleibenden Fortsatzes, welcher die Frucht krönt und mit Vanilla Swartz die sich durch fleischige Früchte und die dicht aufliegende Samenhäute unterscheidet, zunächst verwandt ist.

Im Nachsinnen begriffen, wie diese herrliche Pflanze des südamerikanischen Tropenlandes, am würdigsten zu nennen sei, des theuren Vaterlandes gedenkend, Zeuge einst, als ihre Königliche Hoheit, die Frau Kronprinzessin von Preußen als Braut, die erste preußische Grenzstadt

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Zeitz betrat, mußten der Drang der Gefühle und die frohesten Erinnerungen bald meine Wahl bestimmen. Ich glaubte noch den Donner der Kanonen, das Läuten der Glocken vom alten Dome, das Schmettern der Trompeten, und das Lebe hoch der ungeheuren Volksmenge zu hören; ich sah die Blumengewinde wehen, und erblickte die hohe Braut, an der Seite unseres allgeliebten Kronprinzen, wie sie sich huldvoll nach allen Seiten verneigte. Ihr, sagte ich mir, Ihr sei die Pflanze gewidmet, welche hier als Repräsentant der heimathlichen weißen Lilie erscheint, gleichsam als Königin der Orchideen auftritt.

Sobralia Ruiz et Pavon. Perigonii foliola exteriora patentia aut reflexa, lateralia labello supposita; interiora plus minusve erecta, plerumque angustiora. Labellum sessile, liberum, subindivisum, circa columnam in tubum convolutum, disco longitudinaliter stratio-plicatum, barbatum aut nudum. Columna semiteres, anguste - alata, infra stigma tuberculata, apice trifida, lobo medio antherifero. Anthera terminalis, stipitata, persistens, loculis approximatis, incomplete - bilocellatis. Pollinia 4, per paria connexa, compressa, basi retroplicata. Germen cylindricum, tortuosum, longum, columna persistente coronatum.

Herbae in rupestribus apricis calidissimis Americae meridionalis, saepius dumeta densa efficientes: radicibus simplicibus fibrosis; caulibus suffruticosis, interdum triorgyalibus, simplicibus, aut ramosis, foliosissimis, floribus in spicam terminalem aut axillarem dispositis, niveis, subalutaceis, roseis, sanguineis aut violaceis, magnis.

Sobralia Elisabethae. Caule simplici, longissimo; foliis amplexicaulibus, vaginatis, lanceolatis, acuminatis, parallele - nervosis; floribus terminalibus, magnis, odoratissimis, bracteatis; perigonii foliolis oblongis, acutis, basi attenuatis, exterioribus ex albido - subalutaceis, integerrimis, interioribus sub - latioribus, niveis, margine tenuissime-crenulatis; labello albido, limbo leviter lobato undulatocrenato, disco nudo, flavido, striis crispatis parallelis aurantiacis, antice divaricatis.

Beschreibung. Der Wurzelstock ist perennirend, etwas verdickt, mit verhältnismäßig wenigen dünnen rundlichen holzartigen sparsam getheilten fast glatten Wurzeln, welche sich flach ausbreiten, versehen; je nachdem er kräftiger oder schwächer ist, erheben sich aus seiner Mitte eine größere oder geringere Anzahl Stengel, bis zu einer Höhe von zehn bis zwölf Fuß, die mit einem lockern Marke erfüllt sind und von beinahe der Basis bis zur Spitze, in ein- bis zweizölligen Entfernungen, mit lanzettförmigen lang zugespitzten abwechselnden parallelnervigen fünf bis siebenribbigen papierartigen, etwas steifen, scheidenartigen, allmälig kürzer werdenden Blättern bekleidet werden; gegen die Spitze hin, ist der Stengel da, wo er sich zur Blüthenspindel umwandelt, knieförmig leicht hin und her gebogen und die Blätter haben sich daselbst in kahnförmige die Spindel umfassende Deckblätter verändert, welche kleiner werden, je höher sie gestellt sind. Die einfache endständige Aehre wird aus sieben bis zehn Blumen, welche je mit einer oben beschriebenen Braktea gestützt sind, deren Blüthendauer auf nur einen Tag beschränkt sind und die sich von unten nach oben entwickeln, gebildet. Die Blume hat drei bis vier Zoll im Durchmesser, die drei äußeren Blüthenhülltheile sind breit, lanzettlich zugespitzt, gegen die Basis hin verdünnt, ein wenig schmäler und mehr zurückgebogen, als die

Verhandlungen XV. Band. 18

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[Descriptions of orchid genera] [manuscript], 1880-1908. Manuscript 11

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Separatabzug aus den Verhandlungen des botanischen Vereins der Provinz Brandenburg.

XIX.

Herr P. Ascherson legte einige neuerdings bekannt gewordene, seltnere und neue Arten der märkischen Flora vor (Vgl. Sitzb. d. Bot. Ver. 1877. S. 80) und besprach hierauf unter Vorlage von getrockneten Exemplaren und zweier sorgfältig nach der Natur angefertigten Farbenskizzen von Herrn F. Kurtz1) einen bisher aus Deutchland nicht bekannten Bastard von Ophrys aranifera Huds. und O. fuciflora (Seg.) Rchb.

Am 10. Mai 1877 hatte Vortr. die Freude, die ausgezeichnete Sammlung europäischer Orchideen in voller Blüthe [Blüte] zu sehen, welche Herr W. Lauche mit dem Erfolge, der seine mit umfassender Sachkenntniss [Sachkenntnis] geleiteten und von nie verlöschender Liebe zur Sache getragenen Bestrebungen stets begleitet, in Cultur [Kultur] erhält. Unter den zahlreichen OphrysFormen, welche er zum Theil [Teil] selbst ihren natürlichen Standorten in Thüringen entnommen hatte, machte Herr Lauche den Vortr. auf einige aufmerksam, die ihm zu keiner der beschriebenen Arten zu gehören schienen, und für die er daher den Verdacht einer hybriden Abstammung von den benach- [benachbarten]

1) Dieselben sind, nebst einer von Herrn W. Lauche's Meisterhand herrührenden Abbildung der ganzen Pflanze, auf Tafel VI. der Monatsschr. des Vereins zur Bef. des Gartenbaues in den Kgl. Preuss. Staaten, Oct. 1878 veröffentlicht, woselbst sich eine inhaltreiche Mittheilung [Mitteilung] des Herrn W. Lauche über die Cultur [Kultur] europäischer Orchideen findet.

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barten [benachbarten] Arten O. muscifera Huds., O. aranifera Huds. und O. fuciflora (Seg.) Rchb. (= arachnites Murr.) aussprach. Die weitere, genauere Ermittelung [Ermittlung] des Sachverhalts übertrug er mit schon so oft erprobter Freundlichkeit dem Vortr., welcher sich bald mit Genugthuung [Genugtuung] überzeugte, dass Herrn Lauche's Deutungen vollkommen gegründet waren. Von den dem Vortr. übergebenen drei Formen erwies sich die eine als ein Bastard von O. muscifera und O. aranifera, der am nächsten der von G. Reichenbach in seiner classischen [klassischen] Ikonographie der europäischen Orchideen (Icones florae germ. et helv. Vol. XIII. XIV. pag. 79 tab. 113 I.) beschriebenen und abgebildeten O. hybrida Pokorny zu stehen scheint. Die beiden anderen, einander sehr ähnlichen Formen sind unzweifelhaft aus einer Kreuzung der O. aranifera mit O. fuciflora hervorgegangen; einen Bastard dieses Ursprungs fand Vortr. damals in der von ihm zu Rathe [Rate] gezogenen Litteratur [Literatur] nicht beschrieben, bis ihm unmittelbar vor dem Drucke dieser Mittheilung [Mitteilung] durch die Güte der Herren Dr. P. Magnus und Dr. Bonnet eine ebenso seltene als werthvolle [wertvolle] kleine Schrift bekannt wurde: Recherches sur quelques Orchidées des environs de Toulon1), par M. Ch. Grenier. Extrait des Mémoires de la Société d'Emulation du Doubs 1859. In dieser Abhandlung, in der der verstorbene hochverdiente französische Florist eine Anzahl Orchideen nach lebenden Exemplaren, die ihm der damalige Director [Direktor] des »Jardin botanique de la marine impériale à St. Mandrier, près de Toulon-sur-Mer« Mr. Philippe übersandte, beschrieben hat, findet sich p. 9 eine Ophrys arachnitiformis Gren. et Phil. aufgestellt, welche, wie wir weiter unten sehen werden, dem von Herrn Lauche cultivirten [kultivierten] Bastarde so nahe steht, dass einen gleichen Ursprung für dieselbe vorauszusetzen wohl nicht zu gewagt erscheint.

Ausser [Außer] O. hybrida, welche Pokorny am Bisanberge bei Wien 1846 entdeckte, sind in dem erwähnten Werke von G. Reichenbach noch zwei andere Bastardformen der genannten drei Arten aufgeführt: O. apicula J. C. Schmidt (l. c. p. 79 tab. 102. fig. 6—9), ebenfalls aus der Kreuzung von O. muscifera und O. aranifera entstanden, vom Autor bei Holderbach im Canton [Kanton] Aargau 1832 aufgefunden, und O. devenensis Rchb. fil. (l. c. p. 87 tab. 102 nebst fig. 1—4), ein von dem gefeier- [gefeierten]

1) Nicht Toulouse, wie Nyman (Syll. fl. eur. suppl. p. IV) unrichtig citirt (zitiert).

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