Hans Vogel diary

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Left Page Sonntag, 18. Mai Heute fahren wir nach La Ciotat zu Singers. Jean und Marcelle, seine Frau, haben ein sehr nettes Häuschen, mit Garten, Hühner, Hasen, Hund, und das alles 30 meter vom blauen Meer entfernt. Es ist wie im Paradis; leider habe ich noch keine Bilder davon. Der Tag geht nur viel zu schnell vorrüber, und um 17 Uhr 15 fährt der Zug schon ab. Jean und Marcelle begleiten uns noch bis zum Bahnhof, und dann gehts zurück nach Marseille. Dienstag, 20. Mai Heute Nachmittag gehen der Walter und ich in den Zoo. Aber die Löwen, Tiger, Panter, und andere interessanten Tiere sind alle abgeknallt worden. Es sind nur noch Vögel und ein paar Affen da. Wie schade ist das!

Right Page Donnerstag, 22. Mai Heute wollen wir nach Chateau d’If fahren, leider aber dürfen die Schiffe nicht mehr hin, weil das jetzt POSTCARD verboten ist. Dafür fahren wir nachmittags mit der Strassenbahn an die Corniche. Ich weiss nicht, ob Ihr das kennt, aber es ist wirklich wunderbar, dieses Blaue Meer und die Wellen, die sich schäumend über die Felsen ergiessen. Es ist ein pracht-volles Bild, und man kann sich vorstellen, wie es auf dem Meer ist, wenn man nur Wasser sieht. Wir trinken in einem Restaurant Orangen-Saft, weil Kaffee nach drei Uhr verboten ist, und klettern etwas über

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Left Page POSTCARD die Felsen. Es baden schon eine Menge Leute, so warm ist es. Samstag, 24. Mai Heute ist der Bar-Mitzwoh-Schabbos vom Pappi und er sagt die Haftorah. Heute vor einem Jahr sagte er sie auch, aber im Camp. Nachmittags gehn wir wieder zum Oneg, obwohl letzte Woche eine Bombe da explodierte und die Façade von der Synagoge schön zurichtete. Pappi und Mammi fahren

Right Page nach Nitza, und wir bringen sie an die Bahn. Morgen fahren wir wieder zu Singers nach La Ciotat, und ich freue mich sehr darauf. Sonntag, 25. Mai Beinah hätten wir den Zug verpasst. Gerade können wir noch einsteigen, und schon geht’s fort. Das Wetter ist sehr schön und wir besichtigen die Gegend. Zum Essen gibt es Hasenbraten. Nachmittags spielen wir mit noch einem anderen Jungen, und ehe man sich versieht, ist es wieder Zeit zum wegfahren. Dieser schöne Tag endete viel zu schnell. Dienstag, 27. Mai Gestern sind Pappi und Mammi von Nitza zurück gekommen, aber sonst war nichts interessantes. Nachmittags waren wir im Kintop.

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Left Page Heute Nachmittag fuhren wir auf Notre-Dame de la Garde. Das ist eine sehr schöne Kirche, hochgelegen, wo man mit einem Funiculaire da herrauffährt. Man hat eine sehr schöne Aussicht auf Marseille und die Häfen. POSTCARD Die Kirche besteht aus zwei übereinander stehenden Kirchen, in welchen lauter Spielsachen hängen, Spenden von den Kindern. Auf dem Bild sieht man sehr gut das ganze Äussere; es ist vom Berg aufgenommen, wo man erst mit der Bahn hinfährt.

Right Page Mittwoch, 28. Mai Jetzt sind wir schon über zwei Wochen hier in Marseille, und immer ist noch keine Möglichkeit, weg zu fahren. Mit Martinique scheint es Essig zu sein: 1. keine Plätze bis Martinique, 2. keine Weiterreise von Martinique bis America. Dann und wann kommen Telegramme von Spanien oder U.S.A., es gäbe Möglichkeiten über Spanien (Bilbao oder Barcelona) und Portugal. Pappi rennt von der American-Export-line zur French-line, dann zum American Lloyd, von da zur Companie Cook. Ihr könnt Euch gar keinen Begriff machen, wie schwer das ist. Das Schönste kommt aber noch: heute lesen wir in der Zeitung, dass die Winnipeg von den Engländern angehalten ist, und auf die Barbados-Insel geführt. Ich werde überhaupt nicht klug daraus.

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Left Page Donnerstag, 29. Mai Heute Vormittag bin ich mit dem Pappi durch die diversen Bureaux gesegelt, die schon vorher aufgezählt sind. Von der Winnipeg ist nichts neues da, aber via Martinique ist vorläufig aus. Der Krieg ist wirklich schrecklich, und die armen Engländer werden sehr verhauen in Creta; hoffentlich geht das gut aus... Nachmittags gehen wir ins Kino; Walter in Snow-White, und ich in « King-Kong ». Dieser Film ist sicher auch in U.S.A. schon gespielt worden, er ist jedenfalls sehr gut, und eine ganz erstaunliche Leistung: eine Expedition mit einer Frau kommt auf eine Insel, wo von den Wilden ein Riesentier angebet wird; das ist ein vorsindflutlicher Affe, so hoch wie zwei Building-Stockwerke. In dem Wald der Insel sind auf noch andere solche Tiere, die unter sich kämpfen; der Affe wird nach

Right Page New-York gebracht, und da reisst er sich los; nachdem er viel Schaden angerichtet hat, klettert er auf einen Wolkenkratzer, wo er von Flugzeugen abgeschossen wird. Ich bin sehr impressioniert davon. Montag, 2. Juni Wir verbringen einen schönen Tag in la Ciotat, mit schwimmen im Meer PHOTO und Hasenjagd; die Kaninchen können ihre wilde Abstammung nicht verleugnen, denn sie nehmen reiss-aus. Heute ist auch Schewouoth, und ich lese das Buch Ruth; vor einem Jahr

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Left Page um diese Zeit sind wir von Paris geflohen, und haben viel verloren. Aber das Gottes-vertrauen, von welchem Ruth das Symbol ist, haben wir nicht verloren, es ist im gegenteil grösser geworden, weil wir G. s. D. bis jetzt durch alles gut gekommen sind. Sonntag, 8. Juni Ein Gendarm hat mir gestern am Bahnohof verraten, dass es vielleicht auf dem « Marché aux puces » Reifen für mein Fahrrad gibt. Und heute, um Punkt 7 Uhr stehe ich auf (denn wir fahren zu Singers um 8 Uhr 55) und fahre mit der Mammi auf diesen Markt, der zum Glück nicht weit ist. Da gibt es die tollsten Sachen: Nähmaschinen, Schreibmaschinen, Grammophone, Motor- und Fahrräder, alte Nägel, Betten, und alles was man nur verwenden kann. Unter anderem finden wir, O Glück,

Right Page auch einen Reifen, ziemlich gebraucht und schlecht, und deshalb viel zu teuer. Aber in der Not frisst der Teufel Fliegen, und so nehmen wir ihn doch, weil kein anderer vorhanden ist... Wir bekommen noch gerade den Zug, und in la Ciotat fahren Vater und Söhne POSTCARD in die Stadt (Singer’s Haus ist sehr weit davon entfernt) und besichtigen besonders den Hafen, wo zwei Unterseeboote sind. Dann gehen wir baden, und nach dem Essen, besichtige ich den Garten. Da wächst alles sehr gut, und ich

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